Nyquist-Sampling verstehen: Ausgleich zwischen optischer und Kameraauflösung

Zeit25.09.04

In der digitalen Bildverarbeitung geht man oft davon aus, dass eine höhere Auflösung automatisch bessere Bilder bedeutet. Kamerahersteller vermarkten Systeme oft anhand der Megapixelzahl, während Objektivhersteller Auflösungsvermögen und Schärfe hervorheben. In der Praxis hängt die Bildqualität jedoch nicht nur von den Spezifikationen des Objektivs oder Sensors ab, sondern auch davon, wie gut diese aufeinander abgestimmt sind.

 

Hier kommt die Nyquist-Abtastung ins Spiel. Ursprünglich ein Prinzip aus der Signalverarbeitung, bildet das Nyquist-Kriterium den theoretischen Rahmen für die präzise Erfassung von Details. In der Bildgebung stellt es sicher, dass die optische Auflösung eines Objektivs und die digitale Auflösung des Kamerasensors harmonisch zusammenwirken.

 

Dieser Artikel erläutert die Nyquist-Abtastung im Kontext der Bildgebung, erklärt das Gleichgewicht zwischen optischer und Kameraauflösung und bietet praktische Richtlinien für Anwendungen von der Fotografie bis zur wissenschaftlichen Bildgebung.

Was ist Nyquist-Sampling?

Das Nyquist-Abtasttheorem

Abbildung 1: Das Nyquist-Abtasttheorem

Spitze: Ein sinusförmiges Signal (cyan) wird an mehreren Punkten gemessen bzw. abgetastet. Die graue, lang gestrichelte Linie stellt eine Messung pro Zyklus des sinusförmigen Signals dar und erfasst nur Signalspitzen, wodurch die wahre Natur des Signals vollständig verborgen bleibt. Die rote, fein gestrichelte Kurve erfasst 1,1 Messungen pro Abtastung und zeigt eine Sinuskurve, stellt aber deren Frequenz falsch dar. Dies entspricht einem Moiré-Muster.

Unten: Erst wenn pro Zyklus 2 Proben entnommen werden (violette gepunktete Linie), beginnt man, die wahre Natur des Signals zu erfassen.

 

Das Nyquist-Abtasttheorem ist ein in der Signalverarbeitung in der Elektronik, Audioverarbeitung, Bildgebung und anderen Bereichen weit verbreitetes Prinzip. Das Theorem verdeutlicht, dass zur Rekonstruktion einer bestimmten Frequenz in einem Signal Messungen bei mindestens der doppelten Frequenz durchgeführt werden müssen (siehe Abbildung 1). Im Falle unserer optischen Auflösung bedeutet dies, dass die Pixelgröße unseres Objektraums höchstens halb so groß sein darf wie das kleinste zu erfassende Detail oder, im Falle eines Mikroskops, halb so groß wie dessen Auflösung.

Nyquist-Sampling mit quadratischen Pixeln

Abbildung 2: Nyquist-Sampling mit quadratischen Pixeln: Die Ausrichtung ist wichtig

Bei einer Kamera mit einem Raster aus quadratischen Pixeln erfasst der 2-fache Abtastfaktor des Nyquist-Theorems nur Details, die perfekt am Pixelraster ausgerichtet sind. Bei der Auflösung von Strukturen in einem Winkel zum Pixelraster ist die effektive Pixelgröße größer, bis zu √2-mal größer in der Diagonalen. Die Abtastrate muss daher 2√2-mal so hoch wie die gewünschte Ortsfrequenz sein, um Details im 45°-Winkel zum Pixelraster zu erfassen.

Der Grund dafür wird deutlich, wenn man Abbildung 2 (obere Hälfte) betrachtet. Stellen Sie sich vor, die Pixelgröße ist auf die optische Auflösung eingestellt, sodass die Spitzen zweier benachbarter Punktquellen oder jedes aufzulösende Detail jeweils ein eigenes Pixel erhalten. Obwohl diese dann separat erfasst werden, gibt es in den resultierenden Messungen keinen Hinweis darauf, dass es sich um zwei separate Spitzen handelt – und auch hier ist unsere Definition von „Auflösung“ nicht erfüllt. Es wird ein Pixel dazwischen benötigt, das einen Tiefpunkt des Signals erfasst. Dies wird erreicht, indem die räumliche Abtastrate mindestens verdoppelt wird, d. h. die Pixelgröße des Objektraums halbiert wird.

Optische Auflösung vs. Kameraauflösung

Um zu verstehen, wie die Nyquist-Abtastung in der Bildgebung funktioniert, müssen wir zwischen zwei Arten der Auflösung unterscheiden:

 

● Optische Auflösung: Die optische Auflösung wird durch das Objektiv bestimmt und beschreibt dessen Fähigkeit, feine Details wiederzugeben. Faktoren wie Objektivqualität, Blende und Beugung setzen diese Grenze. Die Modulationsübertragungsfunktion (MTF) wird häufig verwendet, um zu messen, wie gut ein Objektiv Kontraste bei verschiedenen Raumfrequenzen überträgt.
● Kameraauflösung: Die Kameraauflösung wird durch den Sensor bestimmt und hängt von der Pixelgröße, dem Pixelabstand und den Gesamtabmessungen des Sensors ab. Der Pixelabstand einesCMOS-Kameradefiniert direkt seine Nyquist-Frequenz, die wiederum die maximale Detailgenauigkeit bestimmt, die der Sensor erfassen kann.

 

Wenn diese beiden Faktoren nicht aufeinander abgestimmt sind, entstehen Probleme. Ein Objektiv, das die Auflösung des Sensors übersteigt, ist praktisch „verschwendet“, da der Sensor nicht alle Details erfassen kann. Umgekehrt führt ein hochauflösender Sensor in Kombination mit einem minderwertigen Objektiv zu Bildern, die trotz mehr Megapixeln nicht besser werden.

So bringen Sie die optische Auflösung und die Kameraauflösung ins Gleichgewicht

Das Ausbalancieren von Optik und Sensorik bedeutet, die Nyquist-Frequenz des Sensors an die optische Grenzfrequenz des Objektivs anzupassen.

 

● Die Nyquist-Frequenz eines Kamerasensors wird mit 1 / (2 × Pixelabstand) berechnet. Dies definiert die höchste räumliche Frequenz, die der Sensor ohne Aliasing abtasten kann.
● Die optische Grenzfrequenz hängt von den Linseneigenschaften und der Beugung ab.

 

Für optimale Ergebnisse sollte die Nyquist-Frequenz des Sensors mit dem Auflösungsvermögen des Objektivs übereinstimmen oder dieses leicht übertreffen. In der Praxis gilt als Faustregel, dass der Pixelabstand etwa der Hälfte der kleinsten auflösbaren Strukturgröße des Objektivs entspricht.

 

Wenn ein Objektiv beispielsweise Details bis zu 4 Mikrometern auflösen kann, wird ein Sensor mit Pixelgrößen von ~2 Mikrometern das System gut ausbalancieren.

Nyquist-Effekt mit Kameraauflösung abgleichen und die Herausforderung quadratischer Pixel

Der Nachteil einer abnehmenden Objektraumpixelgröße ist eine verringerte Lichtsammelfähigkeit. Daher ist es wichtig, den Bedarf an Auflösung und Lichtsammelfähigkeit abzuwägen. Größere Objektraumpixel ermöglichen zudem ein größeres Sichtfeld des abzubildenden Objekts. Für Anwendungen, die eine höhere Auflösung erfordern, gilt als Faustregel für die optimale Balance: Die Objektraumpixelgröße sollte, multipliziert mit einem Nyquist-Faktor, der optischen Auflösung entsprechen. Diese Größe wird als Kameraauflösung bezeichnet.

 

Beim Abgleich von Optik und Sensorik kommt es oft darauf an, dass die effektive Abtastauflösung der Kamera mit der optischen Auflösungsgrenze des Objektivs übereinstimmt. Ein System gilt als „Nyquist-kompatibel“, wenn:

 

Kameraauflösung = Optische Auflösung

 

Wobei die Kameraauflösung wie folgt angegeben wird:

Formel zur Berechnung der Kameraauflösung

Der häufig empfohlene Faktor zur Berücksichtigung von Nyquist beträgt 2,3 und nicht 2. Der Grund hierfür ist folgender.

 

Kamerapixel sind (typischerweise) quadratisch und auf einem zweidimensionalen Raster angeordnet. Die in der nebenstehenden Gleichung definierte Pixelgröße entspricht der Breite der Pixel entlang der Achsen dieses Rasters. Liegen die zu lösenden Merkmale in einem Winkel, der nicht einem Vielfachen von 90° zu diesem Raster entspricht, ist die effektive Pixelgröße größer, bis zu √2 ≈ 1,41 mal der Pixelgröße bei 45°. Dies ist in Abbildung 2 (untere Hälfte) dargestellt.

 

Der empfohlene Faktor gemäß dem Nyquist-Kriterium in allen Ausrichtungen wäre daher 2√2 ≈ 2,82. Aufgrund des zuvor erwähnten Kompromisses zwischen Auflösung und Lichtsammlung wird jedoch als Faustregel ein Kompromisswert von 2,3 empfohlen.

Die Rolle der Nyquist-Abtastung in der Bildgebung

Die Nyquist-Abtastung ist der Schlüssel zur Bildtreue. Wenn die Abtastrate unter die Nyquist-Grenze fällt:

 

● Unterabtastung→ verursacht Aliasing: falsche Details, gezackte Kanten oder Moiré-Muster.

● Oversampling→ erfasst mehr Daten, als die Optik liefern kann, was zu abnehmenden Erträgen führt: größere Dateien und höhere Verarbeitungsanforderungen ohne sichtbare Verbesserungen.

 

Die korrekte Abtastung gewährleistet scharfe und naturgetreue Bilder. Sie sorgt für ein Gleichgewicht zwischen optischer Eingabe und digitaler Erfassung und vermeidet so einerseits Auflösungsverluste und andererseits irreführende Artefakte.

 

Praktische Anwendungen

Nyquist-Sampling ist nicht nur Theorie – es hat entscheidende Anwendungen in allen Bildgebungsdisziplinen:

 

Mikroskopie: Forscher müssen Sensoren auswählen, die mindestens das Doppelte des kleinsten Details erfassen, das durch die Objektivlinse auflösbar ist. Die Wahl des richtigenMikroskopiekameraist entscheidend, da die Pixelgröße mit der beugungsbegrenzten Auflösung des Mikroskopobjektivs übereinstimmen muss. Moderne Labore bevorzugen oftsCMOS-Kameras, die ein Gleichgewicht zwischen Empfindlichkeit, Dynamikbereich und feinen Pixelstrukturen für eine leistungsstarke biologische Bildgebung bieten.

Mikroskopobjektiv

Astronomie: Teleskope erfassen schwache, weit entfernte Signale. Die Abstimmung von Sensoren und Teleskopoptik gewährleistet maximale Detailgenauigkeit ohne Artefakte.

 

Fotografie: Die Kombination von hochauflösenden Sensoren mit Objektiven, die feine Details nicht gleichermaßen auflösen können, führt oft zu vernachlässigbaren Verbesserungen der Schärfe. Professionelle Fotografen gleichen Objektive und Kameras aus, um Auflösungsverluste zu vermeiden.

 

Industrielle Bildverarbeitung &Wissenschaftliche Kameras: In der Qualitätskontrolle und industriellen Inspektion können fehlende kleine Merkmale aufgrund von Unterabtastung dazu führen, dass fehlerhafte Teile unentdeckt bleiben. Überabtastung kann gezielt für digitalen Zoom oder eine verbesserte Verarbeitung eingesetzt werden.

Wann sollte Nyquist angepasst werden: Überabtastung und Unterabtastung

Die Nyquist-Abtastung stellt den idealen Ausgleich dar, in der Praxis kann es jedoch vorkommen, dass Bildgebungssysteme je nach Anwendung absichtlich zu viel oder zu wenig abtasten.

 

Was ist Unterabtastung?

Bei Anwendungen, bei denen die Empfindlichkeit wichtiger ist als die Auflösung kleinster Details, kann die Verwendung einer Objektraum-Pixelgröße, die größer ist als die Nyquist-Vorgaben, zu erheblichen Vorteilen bei der Lichtsammlung führen. Dies wird als Unterabtastung bezeichnet.

 

Dadurch gehen feine Details verloren, es kann jedoch in folgenden Fällen von Vorteil sein:

● Die Empfindlichkeit ist entscheidend: Größere Pixel sammeln mehr Licht und verbessern so das Signal-Rausch-Verhältnis bei der Bildgebung bei schwachem Licht.
● Auf die Geschwindigkeit kommt es an: Weniger Pixel verkürzen die Auslesezeit und ermöglichen so eine schnellere Erfassung.
● Dateneffizienz ist erforderlich: In Systemen mit begrenzter Bandbreite sind kleinere Dateigrößen vorzuziehen.

 

Beispiel: Bei der Kalzium- oder Spannungsbildgebung werden Signale häufig über die interessierenden Bereiche gemittelt, sodass eine Unterabtastung die Lichtsammlung verbessert, ohne das wissenschaftliche Ergebnis zu beeinträchtigen.

Was ist Oversampling?

Umgekehrt erfordern viele Anwendungen, bei denen die Auflösung feiner Details entscheidend ist, oder Anwendungen, bei denen nachträgliche Analysemethoden verwendet werden, um zusätzliche Informationen jenseits der Beugungsgrenze zu gewinnen, kleinere Bildpixel als von Nyquist gefordert (dies wird als Oversampling bezeichnet).

 

Dadurch wird zwar die tatsächliche optische Auflösung nicht erhöht, es kann jedoch Vorteile bieten:

● Ermöglicht digitalen Zoom mit weniger Qualitätsverlust.
● Verbessert die Nachbearbeitung (z. B. Dekonvolution, Rauschunterdrückung, Superauflösung).
● Reduziert sichtbares Aliasing, wenn Bilder später heruntergerechnet werden.

 

Beispiel: In der Mikroskopie kann eine hochauflösende sCMOS-Kamera Zellstrukturen überabtasten, sodass Computeralgorithmen feine Details jenseits der Beugungsgrenze extrahieren können.

Häufige Missverständnisse

1. Mehr Megapixel bedeuten immer schärfere Bilder.

Stimmt nicht. Die Schärfe hängt sowohl von der Auflösung des Objektivs als auch davon ab, ob der Sensor die Bilder richtig abtastet.

 

2. Jedes gute Objektiv funktioniert gut mit jedem hochauflösenden Sensor.

Eine schlechte Übereinstimmung zwischen Objektivauflösung und Pixelabstand schränkt die Leistung ein.

 

3. Die Nyquist-Abtastung ist nur bei der Signalverarbeitung relevant, nicht bei der Bildgebung.

Im Gegenteil: Bei der digitalen Bildgebung handelt es sich grundsätzlich um einen Sampling-Prozess, und Nyquist ist hier ebenso relevant wie in der Audio- oder Kommunikationstechnik.

Abschluss

Nyquist-Sampling ist mehr als eine mathematische Abstraktion – es ist das Prinzip, das das Zusammenspiel von optischer und digitaler Auflösung gewährleistet. Durch die Abstimmung des Auflösungsvermögens von Objektiven mit der Abtastleistung von Sensoren erreichen Bildgebungssysteme maximale Klarheit ohne Artefakte oder Kapazitätsverschwendung.

 

Für Fachleute in so unterschiedlichen Bereichen wie Mikroskopie, Astronomie, Fotografie und maschinellem Sehen ist das Verständnis der Nyquist-Abtastung der Schlüssel zur Entwicklung oder Auswahl von Bildgebungssystemen, die zuverlässige Ergebnisse liefern. Letztendlich entsteht Bildqualität nicht durch die Ausreizung einer Spezifikation, sondern durch die Erreichung eines Gleichgewichts.

FAQs

Was passiert, wenn die Nyquist-Abtastung in einer Kamera nicht erfüllt wird?

Wenn die Abtastrate unter die Nyquist-Grenze fällt, kann der Sensor feine Details nicht korrekt darstellen. Dies führt zu Aliasing, das sich in Form von gezackten Kanten, Moiré-Mustern oder falschen Texturen zeigt, die in der realen Szene nicht vorhanden sind.

Wie wirkt sich die Pixelgröße auf die Nyquist-Abtastung aus?

Kleinere Pixel erhöhen die Nyquist-Frequenz, sodass der Sensor theoretisch feinere Details auflösen kann. Wenn das Objektiv diese Auflösung jedoch nicht liefern kann, bringen die zusätzlichen Pixel wenig Mehrwert und können das Rauschen erhöhen.

Unterscheidet sich die Nyquist-Abtastung bei monochromen und Farbsensoren?

Ja. Bei einem Monochromsensor erfasst jeder Pixel die Luminanz direkt, sodass die effektive Nyquist-Frequenz dem Pixelabstand entspricht. Bei einem Farbsensor mit Bayer-Filter wird jeder Farbkanal unterabgetastet, sodass die effektive Auflösung nach dem Demosaicing etwas geringer ist.

 

Tucsen Photonics Co., Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Bitte geben Sie beim Zitieren die Quelle an:www.tucsen.com

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